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Alles was so hängen bleibt

Vom Zug überfahren

Whow, so fühl ich mich heute! Gestern hat mich der Baikaltrain aber so richtig umgerissen. Die Freaks von Zdob Si Zdub, aus Moldavien, heizten den alten Saal vom UT mit Gypsy-Hardcore-Punk so richtig ein, das mal wieder kein T-Shirt trocken blieb. Das übermäßige Eintrittssalär von 17!! Euro *kopfschüttel*- wurde durch die sehr moderaten Getränkepreise ausgeglichen und der ein oder andere Wodka glitt dementsprechend standesgemäß unsere Kehlen runter. Nach dem fulminanten Konzert mit Extrazugaben gab es die folgenden Stunden keinen Grund einen Gang runterzuschalten. Der Baikaltrain hatte durch den Konzertboost so richtig fahrt aufgenommen und es fiel schwer irgendwann doch die Notbremse zu ziehen. He! – fünf Stunden durchgetanze ist irgendwie besser als 15km joggen – sag ich mal – bis zum nächsten mal.

Pfeifersche Eisvirus

Gerade vor zwei Tagen hatte ich noch daran gedacht. Lief ich doch vom Bahnhof in die Südvorstadt um mein Rad abzuholen, welches ich Tage zuvor wegen Unfahrbarkeit meiner selbst stehen ließ. (Obwohl die Vorsichtsmaßnahme nichts genützt hat, denn der Schnupfen hatte mich ja trotzdem erwischt.)

Jedenfalls wackelte ich die Kochstrasse lang und beim geschlossenen Pfeifers vorbei – okay es war schon nach 19:00 Uhr – dachte mir doch die Saison hat bestimmt schon begonnen und bei dem Wetter wird’s wohl nicht so besonders laufen… gibt aber jetzt auch „Waffeln!“ so meldete ein handgeschriebenes Päpchen an der Eingangstür – wie süß.

So sinnierte ich – und – man mag es kaum glauben, was’n Zufall findet sich doch gestern ein Kommentar auf einen Beitrag vom letzten Jahr von den neuen Besitzern mit einem kleinem Statement.

Da ich dem Süden entflohen bin und ich nur selten in die Gegend komme, ist’s mit der Informationsflut nicht weit, so bin ich doch dankbar für die Infos. Was mich nebenbei als Onliner und bekennender Kundenbindungsoptimierer begeistert, ist das Nutzen solcher Tools und einstellen von Kommentare in Blogs, was ja eigentlich zwar Werbung ist aber nicht ganz Spam. Dieses erwartet man ja so nicht von dieser Art Geschäfte.

Aber so bekommt man Aufmerksamkeit und wenn man sich nicht ganz so weit aus dem Fenster der Werbepenetranz hängt, wird sie auch nicht rausgeschmissen.

Wenn die neuen Kollegen von Pfeifers schon so mutig sind, kann man doch vielleicht über mehr nachdenken und ’ne eigene Seite aufzumachen mit Ich-wünsch-mir –meine-Lieblingseis-Mischung und Besucherfotos mit den Schönsten Eisschnuten, dazu einen Newsletter wann’s was Besonderes gibt bzw. die Saison gestartet wird, Fanbriefen und Eis-Berichterstattungen aus aller Welt… naja ganz so weit – ein Eisportal zu starten – sollte es ja nicht gehen, immer an die Zielgruppe und den Charme des Besonderen im Blick behalten.

In diesem Sinne – für eine Eisflatrate – empfehle ich mich. (Eisflatrate oder Eisabo wäre übrigens auch eine Idee)

Schweißtreibendes Workout im Eiskeller oder Livebands mit Kundenbindung

Eigentlich sollte es eher WeekenOut (haha!) heißen, da die Aktion am Sonntag lief. GoGol Bordello war am Start und ließ die Halle beben. Hab mich auf ein Experiment der allerbesten Güte eingelassen, geh zu einer Band die du nicht kennst aber die dir empfohlen wird. Gesagt getan und für gut empfunden, mit der Einschränkung auf dem nur Liveevent. Denn aus der Konserve rockte es nur halb so gut, als in der Masse vor der Bühne.

Gogol BordelloGogol BordelloGogol Bordello ArkordionspielerGogol Bordello HimSelf

Der Kollege ist aber auch krass drauf und bedient mit seiner Band erst einmal, so scheint mir, plakativ alle Klischees die für Gipsys stehen. Reudige Haare einen hammermäßigen OLIBART und jeder Musiker ist für sich selbst ein Abbild seiner eigenen Klischeevorlage (Fiedel- und Arkordionspieler), – nette Bildergalerie bei last.fm übrigens

Gogol Bordello - ArkordeonRusseGogol Bordello - FiedelheinzGogol Bordello - BrüllbarbiesGogol Bordello - Drummerqueen

Aber egal, das machte den Charme der Band aus, verrückt, krass und verdammt laut. Das eigene Commitment eine Genre der „ukrainisches Zigeuner-Punk-Cabaret“ Musik zu bedienen reicht für meine Laieninterpretation nicht aus, mir kam es eher noch mehr aus den Richtung Speedfolkrockmetal was aber wunderbar bewegbar war. Vom ersten Moment bebte der Saal und das Epizentrum war ein pulsierend springender Menschenmop an dem nach kurzer Zeit kein Fitzelchen trockner Stoff mehr hing. Das Motto – Wer am höchsten Springt bekommt garantiert ein Molekühl Sauerstoff – wurde bis zur Extase betrieben, was meine klitschnassen Klamotten am Ende des Konzerts bewiesen und durch den sich anschließenden Schnupfen, der sich gerade bei mir ausbreitet, verstärkt.

Gogol Bordello - EpizentrumGogol Bordello - HappynessGogol Bordello - Finale

Zwischenzeitlich ließen sie sich extrem feiern und man dachte das Konzert ist wirklich schon zu Ende, doch das Warten hatte sich gelohnt, mit einer extralangen Zugabesession belohnte uns Eugene Hütz und seine Combo, welche dann in einem fulminanten nicht enden wollende Finale gipfelte.

Was mich danach noch begeistert hatte, war sein fast kindlicher Spaß, jedem der seine Hand hinstreckte diese auch noch abzuklatschen zu, schütteln – aus der sicht des Marketings eine wunderbare Art der Kundenbindung USP – denn so hatte ich dass noch nicht beobachten können.

Leipzig vs. Berlin

Für einen Leipziger ist es immer wieder einen existenzielle Frage ob man sich mit einer Stadt wie Berlin dauerhaft anfreunden kann. Meine These ist schon seit geraumer Zeit, wenn Einer Leipzig, da meine ich auch nicht Leipziger, kennen gelernt hat und dann nach Berlin geht, wird er über kurz oder lang irgendwann zurück nach Leipzig kommen.

Viele Beispiele aus meinem Bekannten- und Freundesdunstkreis bestätigen diese Annahme. Mir selbst geht es ähnlich, fahre ich doch jetzt seit einem Monat jeden Tag nach Berlin zum arbeiten, bleibe auch manchmal über Nacht, aber so richtige Kumpels werden Berlin und ich nicht.

Woran mag das liegen? Bei „leckeressen“ fand ich einige bezeichnende Aussagen: „…Wir haben unseren Berlinumzug wohl noch immer nicht ganz verdaut. Im kuscheligen Leipzig mit seiner doch ziemlich überschaubaren Gastronomie kannten wir uns recht gut aus. …“ „…Fast ein wenig lähmend wirkt das unüberschaubare Angebot an Kneipen, Gaststätten und Imbissen. Wo soll man anfangen in dieser Stadt – und vor allem wann? Das erste Mal seit langem sitze ich am liebsten abends auf dem Sofa mit einem Heißgetränk und einer Tafel Schokolade. …“ So in der Art fühlt man sich in Berlin, immer irgendwie nicht richtig heimisch, alles ist da – aber in Masse und in zu großer Auswahl die einen dann handlungsunfähig machen läßt. Auf der Couch bleibe ich trotzdem nicht hängen, man schaut halt dass man das eine oder andere nette Café findet und auf der Suche gibt’s dann garantiert Fußweh – der Entfernungen wegen – ist eben Berlin.

Lohnenswerter Rundgang

Wer sich die Arbeiten des vergangenen Jahres der HGB-Studenten noch nicht angesehen hat, sollte dies noch am Sonntag tun. Der Rundgang ist zu meinem Erstaunen durchaus sehenswert. Es gibt wie immer die Kopfschüttelkunst aber überwiegend riecht es in den Räumen der Kunsthochschule nach Kreativität und man hat das Gefühl wieder vor Kunst zu stehen. Ich hatte mich die letzten Jahre nicht mehr so recht zum Rundgang getraut, da mein letzter Besuch dort vor zwei oder drei Jahren sehr frustrierend war. Ich denke da noch an die Katalogjugendzimmerschrankwand die mit viel Chrom, Hifi und Leuchtstoffröhren zu einer gepimpten Autostereoschwangeren irgendwas Skulptur umfunktioniert wurde… brrrr – der Rest war auch nicht der Hit. Kunst ist immer schwierig zu verstehen, oft ist es Geschmacksache bzw. beruht in Ihre Größe auf die Interpretationsfähigkeit der Betrachter und die vermittelten Vorstellungen des Künstlers.

Was den diesjährigen Rundgang so sehenswert macht sind neben den zahlreichen guten Exponaten auch die kleinen Dinge die man nebenbei entdecken kann – Grafiken, Kritzelleien, Zettelchen und Bildchen. Die Tore sind am Sonntag noch bis 17.00 Uhr geöffnet.