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Empfehlung für’s WOE – Führung auf dem Südfriedhof – skurril und unterhaltend

Heute möchte ich euch unbedingt eine Führung vorstellen der ich unlängst beiwohnte, eine absolute Empfehlung für alle die die sich für die leipziger Geschichte interessieren. Bei einer solchen Führung auf dem Südfriedhof beim Völkerschlachtdenkmal erfährt man viel zur damaligen Zeit anhand von Grabmahlen, deren Besitzer und Bildhauern.

Die Führung hält ein gewisser Alfred E. Otto Paul seines Zeichens Sepulkralforscher, ehemaliger technischer Leiter des Südfriedhofs und Begründer sowie Vorsitzender der Paul-Benndorf-Gesellschaft zu Leipzig, der sich für die Erhaltung und Restaurierung der Kunstwerke auf dem Südfriedhof einsetzt. – Eine Type, sag ich euch! – Jedenfalls kann man die Führung jeden Sonntag beiwohnen, 14:00 Uhr gehts los, angemeldet wird nicht, wer da ist bezahlt 7€ und darf teilnehmen. So wie ich das mitbekommen habe, gibt es immer mal ein geändertes Programm, wenn man das als solches nennen kann.

Die Führung

Als wir uns informierten hieß es, es werden 20 Skulpturen abgelaufen und erklärt, das könnte so etwa zwei Stunden dauern je nachdem wie viele Fragen kommen – es wurden drei Stunden und 15 min! Fragen wurden jetzt nicht so viele gestellt, aber Alfred Paul hatte einen guten Lauf.

Zum Start wurden wir begrüßt mit den Worten „Ich muss mich ja nicht vorstellen….“ und ab ging die Post. Es ist phantastisch wie viel der Mann um die Geschichten der einzelnen Grabstätten weiß. Die einzelnen Geschichten recherchiert er intensiv, setzt sich mit Hinterbliebenen in Verbindung, fandet nach Familienangehörigen, bittet um Restauration und legt selbst Hand an. So entstehen Erzählungen um die Historischen Zeugnisse die mit geschichtlichen Hintergründen gewürzt werden was es absolut spannend macht zuzuhören.

kurzweilige, teilweise skurrile Geschichten, interessante Fakten

Dem beizuwohnen ist absolut kurzweilig, so dass über drei Stunden Führung zu jedem Zeitpunkt Spaß machten. Es wirkt keineswegs trocken, wenn Paul in seiner teilweise selbstverliebten Art über die Werke, die Künstler, die Familien, seine eigene Arbeit, sein eigener Anteil und sein Kampf für den Erhalt der Geschichte des Friedhofs spricht. Er ist dabei  frei und ohne Konzept, spricht immer mit etwas Witz (oder Irrwitz?) und wirkt so gar nicht proffessoral, bleibt so ganz bei seinen Zuhörern. Man nimmt es ihm deswegen nicht krumm, wenn er oftmals sich selbst auf die Schulter klopft und freut sich dann mit ihm und auf die nächste Geschichte die um der nächsten Ecke lauert. Wußtet Ihr, dass es auf dem Friedhof Gruften gibt die teilweise 150m² groß sind und Dimensionen von einem Einfamilienhaus haben?

Zum Abschluß sollte man unbedingt nach der Glocke auf der Wiese fragen, denn daran schließt sich eine Geschichte an bei der er sich selbst übertrifft und in persönlichen Erinnerungen schwelgt, die damit enden, dass er zusammen mit dem amerikanischen Konsul die Glocken des Krematorium erstmalig zum läuten bringt. Großartigst!

Schauen und Hinhören

Ich habe ein paar Eindrücke mitgebracht die Geschmack auf die Führung geben soll, also mal reinhören und geniesen. Es sind ein paar Mitschnitte die nicht immer von Super Qualität sind aber man soll ja Lust bekommen hin zu gehen.

A.Paul erklärt das Grabmahl des Kaufmanns Max Bürklin gestaltet von Friedrich Kühn.

„….Alle Bildhauer sind Spitzmäuse …. auch die aus Leipzig….“

A.Paul am Grabmal des Brauerreibesitzers Bauer gestaltet vom Leipziger Bildhauer Arthur Trebst.

„… hier stimmt einiges nicht… wenn ich solche Dinge untersuche… “


Am Grabmal des Baumeisters Heinrich Bruno Oehlschlegels, Baumeister der Paul Gerhard Kirche in Connewitz bei deren Bau er selbst starb.

 

An der Grabstätte des Adolf Lehnert

„… da veräppeln die den alten blinden Lehnert, weil keiner sich traut zu sagen, dass die Statue von Bismark aus dem Johannapark eingeschmolzen wurde, bis ein Breifträger…“

Am Grabmal des galizischen Großgrundbesitzers Wilhelm Adam Schmidt

„… dann stirbt ihr Sohn, auch Mitte fünfzig, d.h. die männliche Genetik ist irgendwie … äh … irgendwie … Sch***e … und wird begraben neben den zwei hundertjährigen und die Frau, die Frau wird über 100 … die Linie der Frau – die werden alle 100 – da grüßt die  Genetik… “

Am Jugenstilgrabmahl der Quecks.

  


Das Finale am Am Grab der Leipziger Arztdynastiefamile Schwabe.

  


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